Unter Verhaltensproblemen und psychischen Symptomen bei der Huntington-Krankheit versteht man Veränderungen oder Störungen im persönlichen und sozialen Verhalten, im geistigen und seelischen Bereich sowie in der Lebensweise des Kranken. Durch das Absterben von Gehirnzellen verändern sich Huntington-Kranke nämlich auch emotional. Die psychischen Veränderungen beeinflussen das Verhalten der Kranken oft mehr als die neurologischen Störungen und können Letzteren um Jahrzehnte vorausgehen. Häufigstes Symptom ist die Depression, verbunden mit einer hohen Suizidrate, insbesondere in der Frühphase der Erkrankung. Ansonsten stehen im Anfangsstadium meist allgemeine psychische Auffälligkeiten im Vordergrund: die Patienten sind reizbar, aggressiv oder enthemmt. Genauso können sie jedoch verschlossen oder launenhaft werden. Ursprünglich höflich, verbindlich und freundlich im Umgang mit Anderen werden sie ohne ersichtlichen Grund verletzend oder neigen zu Wutausbrüchen. Oder der Betroffene wird depressiv, hat Angstzustände, Wein- und Schreikrämpfe, plant sogar, seinem Leben ein Ende zu setzen und führt diesen Plan möglicherweise aus. Der Betroffene selbst kann sich sein Verhalten nicht erklären, kann es aber nicht ändern und ist dadurch verwirrt. Die psychischen Verhaltensstörungen können so tief greifend sein, dass die nächste Umgebung den Betroffenen nicht mehr wieder zu erkennen glaubt.
Es gibt zwar Kranke, die unglaublich lebhaft bis ausgelassen sind. Im Gegensatz dazu werden viele Huntington-Patienten jedoch apathisch. Dies äußert sich allgemein als Gleichgültigkeit sowie Mangel an Interesse und Teilnahme an allem, was um sie herum vorgeht (Motto: mir ist alles egal!). Interessenverlust kann sich z.B. auf Beruf und Hobby beziehen, aber auch auf das gesamte Umfeld (die Kinder, den Partner u.s.w.). Das kann gerade in einer Familie dramatischen Einfluss auf das Zusammenleben haben, vom Arbeitsaufwand bei der Haushaltsführung, weil der Betroffene sich an nichts beteiligt, bis hin zu dessen Körperpflege.
Durch Rückgang des realen Wahrnehmungsvermögens kann der Betroffene auch jegliches Vertrauen verlieren oder ängstlich werden. So kommt es vor, dass er beispielsweise wiederholt kontrolliert, ob die Haustüre geschlossen ist. Dieses Misstrauen herrscht u.U. auch gegenüber dem Partner, den Kindern und Anderen und kann sich zum Beispiel dadurch äußern, dass der Kranke über Jeden alles wissen will oder in der Einbildung lebt, dass Jeder schlecht über ihn redet. Im schlimmsten Fall verliert der Kranke jeden Bezug zur Wirklichkeit und lebt in Wahnvorstellungen. Man spricht dann von einer Psychose.
Häufig vereinsamen die Patienten, da das Umfeld ihren Wesenswandel nicht nachvollziehen kann. Freunde von Erkrankten sind von der plötzlichen Aggressivität oft überfordert und wenden sich ab. Dies erhöht Isolations- und Depressionsgefahr.
Wichtig zu wissen ist, dass alle psychischen Symptome zwar zu den wesentlichen Kennzeichen der Krankheit gehören und durch das Absterben von Gehirnzellen bedingt sind. Ebenso können sie jedoch als emotionale Reaktion auf die Erkrankung oder als Depression in Folge des Wissens um die Erkrankung und ihren derzeit noch unaufhaltbaren Verlauf auftreten. Das Wissen um die psychischen Veränderungen ängstigt übrigens auch Menschen sehr, die ein Erkrankungsrisiko in sich tragen.